Modelle: Im Kleinen ausprobiert

Modell
Bauherr und Baumeister mit einem Modell, Kupferstich, 1718

Modelle sind für Architekten ein wichtiges Hilfsmittel im Planungsprozess. Sie ermöglichen es, den geplanten Bau im Kleinen dreidimensional darzustellen. Anhand des Modells können Architekt und Bauherr ein Projekt genau beurteilen und ihre Entscheidungen treffen. Auch in der Barockzeit gab es Modelle, die sich jedoch nur selten erhalten haben. Meist wissen wir nur aus den schriftlichen Quellen von ihrer Existenz. 

Die Melker Architekturmodelle

So wissen wir etwa aus den Quellen, dass es in Melk zwei Modelle der Kirche, zwei Modelle für das Kirchenportal, ein Modell für das Treppenhaus, eines für einen Brunnen und sogar vier Modelle für eine Glocke gab.

Geld, Kakao und Vanille für ein Modell zum Kirchenportal

Für eines der Kirchenportalmodelle wurde Prandtauer, obwohl er eigentlich fix engagierter Baumeister in Melk war und damit ein jährliches Gehalt bezog, am 2. Februar 1714 extra bezahlt. Beachtung verdient nicht nur der mit 75 Gulden beachtliche vereinbarte Betrag, sondern auch die Tatsache, dass Prandtauer letztendlich ein großer Teil der Summe in Form von Luxusgütern, nämlich Kakao und Vanille, erstattet wurde. In den Quellen heißt es:


H[errn] Prandauer extra angeschafft 75 f wegen des Modell, daran mit 50 [Pfund] caccau à 40 x zalt 33 f 20 x und 75 Stängl Baniglios das Bischl [Büschel] zu 16 f 24 x zusammen 57 f 20 x. ... 75 f.


Prandtauer bekam also u.a. 50 Pfund kakao. „1 Wiener Schokoladen-Pfund“ entspricht heute 490 g. Somit erhielt Prandtauer 24,5 kg Kakao. Bei der Klärung, wozu die Büschel Baniglios, also Vanille, dienten, hilft uns Johann Heinrich Zedlers „Universallexicon“. Zedler zufolge wurden Vanille-Schoten im 18. Jahrhundert unter die Chocolate genommen [dem Kakao untergemischt], und machen derselben einen lieblichen Geruch und Geschmack.

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