Christine Oppitz
Der überlieferte Bestand an persönlichen Dokumenten aus dem Leben Jakob Prandtauers ist spärlich. Wertvoll sind demnach die Quellen, die unmittelbar mit dem Schaffen des Baumeisters in Zusammenhang stehen, wie eigenhändige Abrechnungen von Reisespesen, Kostenvoranschläge sowie die zahlreichen Pläne, die sich bis heute erhalten haben. Um die Kenntnis der Künstlerpersönlichkeit zu vertiefen, ist daher jede Ergänzung willkommen. In diesem Beitrag geht es um ein neu aufgefundenes Buch, das aus seinem Besitz stammt.
Patrick Fiska und Huberta Weigl
Jakob Prandtauer wohnte in St. Pölten im Klosterviertel, also in jenem Teil der Stadt, der dem Augustiner-Chorherrenstift (heute: Bistumsgebäude) unterstand. Zeit seines Lebens war er seinem
Grundherren verbunden. Er arbeitete für das Stift, und sein Sohn Franz Joseph (1695–1741) war Mitglied des Konvents.
Von daher kannte Prandtauer zweifelsohne auch Raimund Duellius, der 1716 zum Priester geweiht wurde und viele Jahre Bibliothekar des Augustiner-Chorherrenstiftes war. Duellius beschäftigte sich mit der Ordensgeschichte, mit Fragen der Numismatik, der Genealogie, der Diplomatik sowie der Quellenkunde und publizierte auch dazu. 1725 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Excerpa Genealogico-Historica“ – und ein von der Forschung bislang nicht beachteter Satz darin führt zu Prandtauer.
1926 hat Hugo Hantsch, Benediktiner, Historiker und Archivar des Stiftes Melk, die bislang erste und einzige Monografie über den Barockbaumeister Jakob Prandtauer veröffentlicht. Nur 100 Seiten stark ist sie nach wie vor eine wichtige Grundlage für jede Beschäftigung mit Prandtauer, obwohl sie sein Werk nur in Ausschnitten beleuchtet (damals wusste man noch viel weniger über den Baumeister) und teilweise auch inhaltlich überholt ist.
Nach Hugo Hantsch haben mehrere Forscher einen Anlauf unternommen eine umfassende Prandtauer-Monografie zu erarbeiten, darunter auch die Kunsthistorikerin Leonore Pühringer-Zwanowetz, die 1986 gestorben ist, ohne ihre Arbeit abschließen zu können.
Ich blogge, ich verschicke einen Newsletter, ich mache klassische Pressearbeit usw. Warum das alles? Das macht ja schließlich viel Arbeit! In dem Video gehe ich auf drei Gründe ein, die sich verkürzt auf einen Nenner bringen lassen: Es geht um Wissenschaftskommunikation! Welche Instrumente ich im Detail für die Kommunikation nutze, erkläre ich weiter unten im Artikel.
In den letzten Wochen habe ich Blut und Wasser geschwitzt: Ich hatte mir nämlich in den Kopf gesetzt, die Biografie Jakob Prandtauers als Audio einzusprechen und dann noch Musik dazuzupacken.
Dabei gab es allerhand technische Hürden zu bewältigen, denn weder wollte mein neues Mikro, das Rode NT-USB, sofort so wie ich noch hat sich das Schnittprogramm so verhalten, wie ich mir das vorgestellt habe.
Nun ist es aber geschafft! Klicken Sie unten auf den Play-Button und erfahren Sie, wo Prandtauer geboren wurde, wie es ihn von St. Pölten nach Stanz verschlagen hat und vieles mehr! Am Cembalo hören Sie Chiara Massini, zu der Sie weiter unten noch mehr Infos finden.
Ach, und an einer Stelle habe ich mich versprochen: Prandtauer ist von Tirol nicht in den Westen, sondern in den Osten gezogen. Sehen Sie mir das Hopala bitte nach.
In diesen Tagen jährt sich der Geburtstag Jakob Prandtauers zum 357. Mal – Anlass, eine rätselhafte Geschichte rund um seine Geburt hier im Blog aufzugreifen. Die Indizien deuten nämlich darauf hin, dass Prandtauer einen Zwillingsbruder hatte, worauf Peter Fidler 1985 erstmals hingewiesen hat (die genaue Literaturangabe finden Sie unten).
Im Augenblick sitze ich an der Biografie Jakob Prandtauers: Ich trage Bekanntes sowie Unbekanntes zusammen und überlege, was das für das Gesamtbild des Baumeisters bedeutet. Dabei
interessieren mich nicht nur kunsthistorisch relevante Daten und Fakten, sondern auch alle Hinweise, die den Menschen Prandtauer und sein Leben greifbar machen.
Als ich gestern die Geburts- und Sterbedaten seiner engsten Familienmitglieder zusammengestellt hatte, wurde mir klar: Tod und Trauer waren ein ständiger Begleiter im Leben Jakob Prandtauers
(1660–1726):
Als Prandtauer neun Jahre alt war, starb 1669 sein Vater. Seine Mutter starb 1698. Sieben Jahre später, 1705, starb Prandtauers Sohn Hans Jakob im Alter von nur sechs Jahren. 1720 starb seine Frau Maria Elisabeth Rennberger, mit der er insgesamt 28 Jahre verheiratet gewesen war.
Prandtauer erlebte zudem den Tod all seiner Geschwister, von denen zwei, Katharina und Margareth, im selben Jahr, 1719, starben. Insgesamt hatte der Baumeister elf Todesfälle in seinem engsten Familienkreis zu verkraften, bevor er selbst 1726 starb.
Damals in meinem BWL-Studium habe ich mich mit dem Fach Buchhaltung ganz schön geplagt und hätte nie gedacht, dass mich Rechnungsbücher jemals faszinieren könnten. Meine Meinung habe ich aber
dann sehr bald geändert, und zwar als ich im Rahmen meines Studiums der Kunstgeschichte zum ersten Mal in ein Archiv gegangen bin.
Wer sich als KunsthistorikerIn auf Spurensuche in ein Archiv begibt, kommt in der Regel gar nicht umhin, Rechnungsbücher einzusehen. In denen wurden nämlich auch die Bauausgaben verzeichnet. Für das Prandtauer-Buch habe ich letztendlich unzählige solcher Rechnungsbücher gewälzt!
Da sich viele von Ihnen möglicherweise nicht vorstellen können, wie so ein Rechnungsbuch aus der Zeit Jakob Prandtauers aussieht und wie es aufgebaut ist, habe ich bei meinem Besuch des Stiftsarchivs Kremsmünster vor ein paar Wochen ein kurzes Video dazu gedreht. In dem Video werfe ich mit Ihnen auch einen Blick auf eine Eintragung, in der Jakob Prandtauer genannt wird (natürlich in Kurrentschrift). Sie werden sehen: Buchhaltung hat damals gar nicht viel anders funktioniert als heute!
Jakob Prandtauer wurde 1660 in Stanz in Tirol geboren, einem kleinen Dorf ca. achtzig Kilometer westlich von Innsbruck, zweihundert Meter oberhalb von Landeck.
Das Benediktinerstift Melk gilt mit Recht als Haupt- und Lebenswerk Jakob Prandtauers. Von 1702 bis zu seinem Tod im Jahr 1726 war er mit der baulichen Erneuerung des Klosters befasst – in Anbetracht der Tatsache, dass Prandtauer 1702 noch am Anfang seiner Karriere stand, könnte man sagen: Melk hat ihn nahezu sein ganzes Baumeisterleben lang beschäftigt.
Regelmäßig reiste Prandtauer von St. Pölten zur Baustelle, um das Geschehen zu überwachen, um bei Bedarf neue Entwürfe anzufertigen sowie Kalkulationen zu erstellen und natürlich auch, um mit seinem Auftraggeber Abt Berthold Dietmayr (geb. 1670, amt. 1700–1739) zu sprechen. Der war bei Baubeginn 32 Jahre alt, also noch relativ jung, und zudem ehrgeizig.
Wenn Sie sich mit einem Reiseführer ausgestattet Kirchen, Klöster und Paläste der Barockzeit anschauen, werden Sie in Ihrem Handbuch nicht nur Hinweise zur Baugeschichte, sondern meist auch den Namen des Architekten lesen. Woher aber weiß man eigentlich, wer die einzelnen Bauten entworfen hat?
Nicht immer ging es in der Barockzeit auf den Baustellen so zu, wie sich der Auftraggeber das wünschte: Es wurde gesoffen und Handwerker erschienen nicht zur Arbeit. Einen Einblick in diese Misstände, mit denen sich ein Bauherr herumschlagen musste, geben die Kalendernotizen des Propstes Hieronymus Übelbacher (reg. 1710–1740), unter dem das Stift Dürnstein sein heutiges Aussehen erhielt.
Von 1710 bis 1740 stand Hieronymus Übelbacher dem Augustiner-Chorherrenstift Dürnstein als Propst vor. In dieser Zeit wandelte sich das Aussehen des Klosters grundlegend: Durch einen Umbau wurde
aus der Anlage des 14. bis 17. Jahrhunderts ein moderner und durchaus repräsentativer Komplex. Zum Umbau haben sich
keine Pläne und nur wenige schriftliche Quellen erhalten. Die wichtigste Quelle stellen die Schreibkalender Propst Hieronymus Übelbachers dar, die nun, dank Helga Penz, in edierter Form
vorliegen.
Am 6. April 1702 schloss Berthold Dietmayr, der Abt des Stiftes Melk, mit dem ehrenvesten und kunstraichen Herrn Jacob Prandtauer, haußsässig zu St. Pölten, als Baumaistern den Contract für die Abbrechung und Aufbauung der Closter Kirchen" ab. Damit waren die Weichen für den Neubau der Stiftskirche von Melk, ein Hauptwerk des österreichischen Baock, gestellt. Verträge mit Baumeistern aus der Barockzeit sind eine interessante Quelle, haben sich aber nur selten erhalten. Es lohnt daher einen näheren Blick auf den Vertrag zwischen Abt Berthold und Prandtauer zu werfen.
1702 übernahm Jakob Prandtauer den Neubau der Stiftskirche von Melk. 1708, also sechs Jahre später wurde er mit dem Neubau des Stiftes St. Florian betraut. Anders als in Melk musste er hier in ein bereits laufendes Projekt einsteigen: Der Baumeister Carlo Antonio Carlone war gestorben und Prandtauer sollte den Bau des Klosters fortführen. Auch in St. Florian hat sich der Vertrag erhalten. Das Dokument ist sehr aufschlussreich. Während Prandtauer in Melk zwölfmal pro Jahr die Baustelle aufsuchen sollte, wurde er in St. Florian nur zu vier Baustellenbesuchen pro Jahr verpflichtet.
Von 1702 bis zu seinem Tod 1726 war Jakob Prandtauer fix angestellter Baumeister des Stiftes Melk. Pro Jahr erhielt er für seine Arbeit 300 Gulden. Nun fragen Sie sich vielleicht: War das viel oder wenig? Man kann Gulden nicht in Euro umrechnen, aber man kann Vergleiche ziehen. Der Architekt Johann Lucas von Hildebrandt bekam in Göttweig 600 Gulden pro Jahr, also wesentlich mehr. Ein einfacher Handwerker verdiente durchschnittlich 80 Gulden pro Jahr, als wesentlich weniger als Prandtauer.
Modelle sind für Architekten ein wichtiges Hilfsmittel im Planungsprozess. Sie ermöglichen es, den geplanten Bau im Kleinen dreidimensional darzustellen. Anhand des Modells können Architekt und Bauherr ein Projekt genau beurteilen und ihre Entscheidungen treffen. Auch in der Barockzeit gab es Modelle, die sich jedoch nur selten erhalten haben. Meist wissen wir nur aus den schriftlichen Quellen von ihrer Existenz.